10 PraktikantInnen in EINER Lehrfamilie

Das Zusammensein mit jungen Menschen war für mich immer schon eine große Bereicherung. Die Entwicklung eines Kindes, bzw. Jugendlichen zu einer eigenständigen Persönlichkeit zu beobachten und mitzugestalten, bereitet mir bis heute große Freude. Dies ist einer der Gründe, warum mein
Mann und ich selbst sieben Kinder haben – und aus diesem Grund auch jedes Jahr eine neue Praktikantin der Sozialfachschule – heuer unsere zehnte! Wie schnell doch die Zeit vergeht!

Wir sind 2005 aus Wien mit gerade fünf Kindern nach Stockerau gezogen. Durch eine Anzeige im Kindergarten aufmerksam geworden, meldeten wir uns 2006 erstmals als Praktikumsfamilie – und erwarteten mit Herzklopfen und Freude, aber auch Ungewissheit, was wohl auf uns zukommen würde, unsere erste Praktikantin. Es war ein aufregendes Schuljahr: Mit dem Baby half uns Theresa (die mittlerweile selbst Mutter geworden ist) nach vollen Kräften. Ihre Liebe war es, mit den Kindern zu singen und es gab immer fröhliche Stimmung im Haus! Im Jahr darauf kam Kathrin, die uns vom ersten Tag an mit selbstgebackenen Kuchen verwöhnte. Zu ihr hatten wir eine besonders herzliche Beziehung – bis heute ist sie uns verbunden. Im darauffolgenden Jahr hatten wir mit Debbi eine Riesenhilfe im Haushalt. Es waren schöne Zeiten, als die Praktikantinnen noch drei Halbtage in die Familien kamen. Die Freitag-Vormittage haben wir immer genossen! Während des gemeinsamen Kochens wurde viel geplaudert und philosophiert. Da erfuhr man auch das ein oder andere Geheimnis der Mädchen …! Birgit und Sabrina folgten und hinterließen ihre Spuren. Dann war Jacqueline an der Reihe. Sie war ein „Tausendsassa“, hat gebügelt, gebacken und gleichzeitig die Kinder betreut! Vor einiger Zeit war sie mit unserer Familie auf Schiurlaub! Danach erwarteten wir Esra, unsere liebe, stille, gute Seele, die bis heute als Babysitterin in der Not aushilft. Ida verstand es dann, besonders kreativ und impulsiv mit den Kindern zu arbeiten, Kathi war eher wieder eine stille Persönlichkeit und Resi, die dieses Schuljahr zu uns kommt, versucht nach Kräften in die Fußstapfen ihrer Vorgängerinnen zu treten.

Natürlich kamen wir mit manchen Schülerinnen besser zurecht als mit anderen, immer war unser Zusammensein aber ein respektvolles und hilfreiches – bemüht haben sich alle Praktikantinnen! Und alle sind uns in ihrer unvergesslichen Art ans Herz gewachsen.

Viele positive Eigenschaften der unterschiedlichen Mädchen haben die Hobbys und Vorlieben unserer eigenen Kinder stark geprägt.

Seit längerem habe ich die Idee, alle zehn einmal zu einem gemeinsamen Treffen einzuladen, um zu erfahren, wie es jeder einzelnen geht, wie ihr Leben sich entwickelt hat … ich hoffe, dieses Vorhaben gelingt und wir können alle die letzten zehn Jahre in Dankbarkeit und Freude, dass sich unsere Lebenswege gekreuzt haben, Revue passieren lassen!

Ein großer Dank meinerseits gebührt Frau Mayer, der Praktikumsbetreuerin in der Schule. Mit großer Sorgfalt und Menschenkenntnis wählt sie jedes Jahr aus, welche Praktikantin welcher Familie zugeteilt wird – und betreut auch während des Jahres liebevoll die Beziehung zweier ursprünglich einander fremden Menschen! Danke für das stets offene Ohr und die viele Zeit und Mühe, die in dieses Unterrichtsfach – oft unsichtbar – hineinfließen!

Ich freue mich sehr, dass meine Familie zehn Mal die Möglichkeit hatte, einen jungen Menschen ein Stück auf seinem Lebensweg zu begleiten – und oft dadurch große Hilfe im Familienalltag bekommen hat! Danke!

Katharina Werner, Stockerau, März 2016